Hallo René,
ich finde das alles sehr schlüssig und fundiert was Du hier so alles zum Thema E-Mobilität schreibst.
Ich hätte da ein, zwei Fragen bzw. Anmerkungen. Vielleicht kannst Du dazu auch was schreiben.
Wie beurteilst Du den Wertverlust von E-Autos gegenüber Verbrenner Autos? Du schreibst zwar, das ein Tesla mit 300.000km Laufleistung noch 80% der ursprünglichen Akkukapazität hatte. Aber ist das auch der Fall bei allen E- Autos? Ich nehme mal zum Vergleich mein E-Bike. Mit dem bin ich jetzt in 4 Jahren über 25.000km zur Arbeit gependelt und habe es fast arbeitstäglich benutzt. Der Akku wurde dabei regelmäßig zu großen Teilen leer gefahren und über Nacht wieder aufgeladen. Letzten Sommer bei warmen Temperaturen konnte ich noch immer mit dem 400WH Akku rund 100km radeln und hab noch ein paar Restkilometer in der Anzeige. Viele andere E-Bike Fahrer aber berichten, dass sie schon nach kurzer Zeit einen neuen Akku gebraucht haben. Was ich damit sagen will. Wie gut ein Akku bei einem Gebrauchtwagen noch ist, da stecke ich als Gebrauchtwagenkäufer nicht so richtig drin, weil ich nicht weiß, wie die Ladezyklen im bisherigen Akku Leben ausgesehen haben. Also kaufe ich womöglich die Katze im Sack und der Akku ist vermutlich eines der teuersten Teile. Bei E-Bikes ist der Wertverlust aus diesem Grund sehr groß. Ich könnte mir vorstellen, das wird anfangs auch bei Elektro Autos so sein. Somit wäre das ein weiterer Faktor, der bei den Kosten anzusetzen ist. Ein E-Auto kostet also ohne Prämie bei der Anschaffung mehr, Kundendienste, Räder, Bremsen Steuergeräte dürften ähnliche Kosten verursachen und der Wertverlust ist eben unter Umständen höher.
Wie wird im Unfall Fall mit einem defekten und vielleicht abgebrannten Akku umgegangen? Gibt es Firmen, die sich trauen, damit umzugehen? Was kostet mich unter Umständen zusätzlich zu den Unfallkosten eine ordnungsgemäße Entsorgung des Akkuschrotts. Wie gefährlich ist im Unfall Fall ein Akku.
Bei Handys, die beim Hinsetzten in der hinteren Hosentasche zerbrochen wurden, soll es auch schon zu Bränden gekommen sein.
Heute habe ich zum ersten Mal überhaupt eine Fragestellung in einem Zeitungsartikel aufgegriffen gesehen, der meiner Meinung nach viel zu wenig Beachtung geschenkt wird.
Wir schreien ständig danach, dass die Akkureichweite größer und das Ladesäulen Netz dichter werden muss, bevor wir zum E- Auto greifen.
Dem steht aber gegenüber, dass wir im Schnitt nur runde 40km am Tag zur Arbeit fahren und diejenigen, die heute schon elektrisch fahren laden ihr Auto zu mehr als 80% zu Hause auf. Das entkräftet doch die beiden Eingangsbedingungen total.
Für die meisten von uns reicht ein extrem kleines E- Auto oder sogar E-Roller oder E-Bike, zumindest um einen Dritt- oder Zweitwagen dafür abzuschaffen. Im Verhältnis zum bewegten Gewicht ist die Effizienz doch wesentlich größer. Wenn ich mein E-Bike mit 25kg mit einer Akkuladung 100km weit bewegen kann, dann würde ich rein rechnerisch darauf kommen, dass ich ein mindestens 40fach (und 1000kg wiegt ein E-Auto mindestens) so schweres Auto auch wenigstens 4000km weit bewegen kann. Selbst wenn wir ein Auto jetzt der Effizienz wegen mit 4 Personen (In Deutschland sitzen aber durchschnittlich nur 1,2 Personen in einem PKW) beladen, sollten rechnerisch wenigstens 1000km Reichweite drin sein. Soweit sind wir noch nicht.
In der Stadt sind die E-Autos zwar lokal emisisonsfrei unterwegs. Sie brauchen aber den gleichen Platz wie die Verbrenner. Staus und Parkplatzangebot sind damit auch noch nicht gelöst. Da hilft ein VW ID.3 oder auch die kleineren Klassen wie der VW e-up nicht viel weiter.
Insgesamt werden wir beim Thema Mobilität von gewohnten Mustern wegkommen müssen und es wird bestimmt nicht die eine Lösung geben. Dahingehend muss aber die Politik die Weichen richtig stellen. Der Bürger wird immer zuerst nach seinem Geldbeutel entscheiden, weshalb das E-Auto momentan noch ein Schattendasein führt. Also bedarf es mehr als nur einer E-Auto Prämie (die scheinbar alleine auch noch keinen Boom auslöst), auch Bahn, ÖPNV, Mietwagenmodelle und Fahrgemeinschaften müssen gefördert werden.
Früher haben die Menschen viel lokaler gearbeitet. Mehr Wohlstand hat es den Menschen möglich gemacht, entferntere Arbeitsplätze anzusteuern. Man konnte sich ja ein Auto oder sogar einen Zweitwagen leisten. Heute ist es andersrum. Das Auto ist Selbstverständlichkeit geworden und ist sowieso da. Und wir begründen den Besitz damit, dass wir es für den jetzt ja etablierten weiten Arbeitsweg brauchen. Das lokale Handwerk hat dadurch schon Schwierigkeiten Angestellte und Azubis zu finden, weil jeder lieber in der großen Fabrik arbeitet, wo man mehr verdient, aber dafür weiter fahren muss.
Frank