E85 Tourenerfahrung

  • Hallo zusammen. Wie viele vielleicht noch wissen habe ich letztes Jahr ein E85 Steuergerät von Tec2 bekommen und wollte jetzt nach etwas über einem Jahr mal berichten.


    Ich fahre den großteil mit E85. In meinem Gebiet sind wir gut versorgt damit da ca. 6 E85 Tankstellen im Umkreis von 30 Km liegen. Alles was ivh also im Nahverkehr fahre ist E85. Aus persönlichen Gründen ist mein Rex aber ein Kurzstreckenfahrzeug geworden mit dem ich täglich zur Arbeit fahre (ca. 10 Km). Ansonsten wenn wir größere Einkäufe machen alle 2 Wochen ca. 30 Km.
    Was mir recht schnell aufgefallen ist das er mit E85 länger braucht um warm zu werden. Denke das sich hier die geringere Verbrennungstemperatur bemerkbar macht. So war er mit Benzin immer schon beim Ortsschild auf normaler Wassertemp und mit E85 erst 2-3 KM danach. Ist natürlich auch etwas von der Außentemp abhängig.


    Ich fahre (auch vorher schon mit Benzin) Premix ca. 1:300 - 1:400 mit Liqui Moly Racing Synth, womit ich gute Erfahrungen habe was Mischbarkeit mit E85 und verbrennung angeht.


    Bis jetzt habe ich keine Probleme, die sich aufs E85 beziehen. Einziges Problem ist die Kaltstartanreicherung des Steuergeräts welche dem Wankek einfachbzu viel ist. Es wurde da zwar nochmal umprogrammiert aber ist immer noch zu viel. Er bollert nach dem Start bis zum abschalten der Sekundärluftpumpe. Ich umgehe das dadurch das ich vor einem Kaltstart den Stecker des E85 Geräts mal kurz abziehe damit es die Werte verliert. Dadurch startet er mit einem Mittelwert und spring so an wie normal mit Benzin und ermittelt sich dann neue Werte sobald die Lambdareglung einsetzt. Sicher könnte man das noch umprogrammieren lassen aber habe mich entschieden es so zu lassen und mir einen Taster zum resetten einzubauen. Andere Motoren werden diese Anreicherung brauchen um E85 zu zünden, der Wankel jedoch startet sehr gut damit. Denke das liegt an der schnellen Brennraumerwärmung durch die vielen Zündvorgänge, was beim Hubkolben doch erheblich länger dauert.


    Was fakt ist, die vielen Kurzstrecken bescheren mir einen Verbrauch um die 18 Liter E85. Mit Benzin gar nicht viel weniger, vielleicht 17.
    Auch Fakt ist das die E85 Qualität stark schwankt(dazu gleich mehr).


    Ende Mai gabs einen Langstrecken Test. 1000 KM nach Italien mit weitgehend E85 war der Plan. Habe die Route dann geplant über zwei E85 Tankstellen auf der Strecke und 3 Kanister mitgeführt(Zum glück nicht erwischt worden damit).
    Aufällig war erstmal das was viele über den Rex bei langem Kurzstreckenbetrieb berichten. Der erste Tank war nach 280 KM restlos leer.


    Der zweite war ein wenig besser schätzungsweise, aber da der Abschnitt zwischen denn Tankstellen nur 205 Km war kann ich es nicht genau sagen. Habs leider nicht ausgerechnet. Der nächste Stop in Bayern war die letzte E85 Tankstelle auf der Route. Dort wurden die Kanister vollgemacht(60 Liter). Von dort aus waren es nochn 168 KM bis zu unserem Zwischenaufenthalt in Österreich. Dort angekommen war der Tank noch über halb.


    Vor der weiterreise haben wir dort bei Benzinpreisen von 1,43 nochmal voll gemacht und somit auf etwas E50 reduziert. Damit gings dann weiter über die Felbertauern Landstraße und den Plöckelpass 300 km bis zu unserem Zielort in Italien. Dort angekommen war der Tank noch über viertel voll. So sparsam war mein Rex noch nie vorher allerdings war es auch eine sehr entspannte Fahrweise. Insgesamt hat diese Tankfüllung 400 KM gehalten.


    Vor der heimfahrt habe ich dann den in Italien nahezu leer gefahrenen Tank wieder mit den Kanistern aufgefüllt und somit wieder ein Gemisch von nahezu E85 gehabt. Die heimfahrt ging dann über die Autobahn. Wieder in Österreich sind wir in Villach bei Preisen von 1,66 auf der AB abgefahren und siehe da. 2 km Bundeststraße gefahren und für 1,46 den halbvollen Tank etwas aufgefüllt. Was eine Abzocke auf Österreichischen Autobahnen.


    Der Rest ging in umgekehrter Reihenfolge wie auf der hinfahrt. In Bayern getankt. Bei der nächten einen Kanister vollgemacht aber nur zur Sicherheit(nicht benötigt). Auffällig bei gleicher Fahrweise sank die Tanknadel bei weitem nicht so schnell wie bei der zweiten. Daraus schließe ich auf schlechtere Qualität.


    Mit dem Tank geradeso 285 km nachhause gekommen. Allerdings war der Unterschied nur so extrem weils auf dem abschnitt zum schluss als mit 220-230 vorwärts ging (nach Italien und Österreich- schleicherei musste das sein). A45 bei Dämmerung ohne Verkehr und unbegrenzt sag ich nur :-)


    Fazit nach 2000 KM:


    Wir haben im vergleich zum letzten Jahr, wo wir dieselbe Tour gefahren sind ca, 200 Euro gespart.
    Am ende lag der verbrauch mit E85 bei ca. 15 Litern bei einem voll beladnen Rex, was ich für gut halte.
    Wenn die Route gut geplant ist kostet es kaum Zeit. Insgesamt max 30 minuten durch das abfahren zum tanken. Umweg um E85 zu tanken war bei 2000 km ca. 8 km also nix von Relevanz.
    Was der Rex nicht mag ist direkt von vollständig leeren E85 Tank auf vollen Benzintank zu wechseln. Nachnein paar hundert Km meldet sich meist die Motorkontrollleuchte. Deshalb bei wechsel am besten bei halbem Tank das jeweils andere tanken. Außerdem ist spürbar das spontanes beschleunigen mit Vollgas bei E85 wesentlich mehr verbraucht als bei Benzin. Langsames hochbeschleunigen spart bei E85 gewaltig. Je nach drehzahl und Lastbereich schwankt der Mehrverbauch gegenüber Benzin zwischen 10 und 30%. Es kommt also noch mehr auf die Fahrweise an als bei Benzin.


    So hoffe ich hab euch mit dem Bericht nicht gelangweilt aber den einen oder anderen wird es vielleicht interessieren

  • Interessanter Bericht, danke :)


    v.a. die Schätzung, daß der Mehrverbrauch bei E85 bei 10-30% liegt, also nicht wirklcih exorbitant, v.a. wenn man rechnet daß ihr voll beladen unterwegs gewesen seid.


    LG

    ehem: Mazda RX-8 Revolution C - abgegeben in pflegende Hände - wegen Umschulung zum Katzendompteuer 8)

  • Schöner Bericht. Nett wäre es, wenn du nochmal genau auflistest was für den Umbau alles gemacht/gekauft werden muss, falls jemand ähnliches vorhat.

  • sehr gut, fahre auch e85 im Altagsauto, damit spare ich noch mal 15% gegenüber Polensprit ;)


    sehr schön das du die Kaltstartanfettung erwähnt hast. wundert mich das er so gut anspringt. bis zu welchen temperaturen hast du es getestet?


    wie sieht es mit mehr leistung in sehr niedrigen drehzahlen aus? ich kann seit meinem umbau mit ner 35 im 5ten fahren bei 900 upm un der geht ab wie sau :D würde mich interessieren ob das beim wankel auch so auffällt

  • Für den Umbau wurde lediglich ein Tec2 Steuergerät eingebaut. Wir haben das ganze auf dem Prüfstand vorher und nachher gemessen und mit E85 hat er minimal mehr leistung und eine gleichmäßigere Linie auf dem Diagramm. Spürbar ist es im unteren Drehzahlbereich nur ganz minimal bis gar nicht. Weiß die Werte leider nicht mehr genau aber es war relativ unwesentlich.


    Es ist halt zu erwähnen das der Mehrverbrauch nicht immer gleich ist. Man kann nicht sagen er verbraucht permanent z.b. 15 % mehr wie bei benzin. Es kommt ganz auf die Fahrweise an wieviel MEHR er braucht. Gibt Leistungsbereiche wo er Benzin effizienter verwertet und welche wo er Ethanol besser verwertet. Die zu finden ist die Schwierigkeit.


    Kaltstart hab ich bis -5 Grad getestet und selbst da läuft er noch viel zu Fett beim start. Mit Reset und dadurch deaktivierter Kaltstart springt er auch bei -5 sofort an. Anspringen tut er mit E85 genauso wie mit Benzin. Maximal Bruchteile die er länger braucht aber kaum spürbar. Komischerweise ist der Warmstart aber mit E85 etwas schlechter als mit Benzin.

  • sehr schön,
    dann bau dir doch ein Relais ein, geschalten als Öffner und Impulsformend. für 0.5sek. und auf die erste Stufe vom Zündschloß, so hättest du dann bei jedem Motorstart einen Reset und deine Adaption wäre gelöscht ;)

  • Das wär vielleicht ne Idee. Hab schon probiert das Steuergerät auf Zündplus zu legen aber das funktioniert nicht weil er dann die Bluetooth-Verbindung zum OBD-Modul nicht schnell genug aufbaut und außerdem fängt das Modul dann auch an nach paar Minuten bei Zündung aus und gibt nen Störungston aus.


    Problem deiner Lösung ist das er dann bei Start erst trennt und somit löscht aber er dann erst wieder neu eine Verbindung aufbaut.


    Normalerweise gubt das Gerät 2-3 Sekunden nach einschalten der Zündung einen Signalton aus das es bereit ist. Vorher sollte man nicht durchstarten weil das Fehler verursachen kann. In der Regel geht es auch ohne Wartezeit. Ist mir schon paar mal passiert versehentlich.
    Wenn jetzt aber erst die Trennung erfolgt und daraufhin die Verbindung neu aufgebaut wird und man dann versehentlich durchstartet klappt die Verbindung nicht mehr weil wie bei vielen anderen OBD Geräten nur bei eingeschalteter Zündung und ausgeschaltetem Motor eine Verbindung zum PCM aufgebaut wird.


    Zudem könnte es dann sein das der Signalton zum starten viel länger auf sich warten lässt. Und wenn man drauf wartet sind 10-15 Sekunden ganz schön lang. Ohne OBD kann die E85 Steuerung nicht richtig arbeiten weil es keine Temparaturwerte und keine Lambdawerte bekommt. Weiß nicht welche Werte noch verwendet werden.


    Besser wäre es demnach die Trennung direkt nach dem abstellen des Motors für ein paar sekunden zu machen. Dann fällt es nicht ins Gewicht./ Hast du dazu ne Idee?

  • wenn du meinst, dass ein Reset bei so einem intelligenten Modul die beste Lösung ist, dann würde ich es beim Abschalten so hier machen:




    oben siehst du die Schaltzustände, eingeteilt in drei Phasen


    1. aus
    2. Zündung an
    3. Zündung wieder aus, also ACC oder ganz aus


    brauchen würdest du hier zwei Relais, dass erste ist hier M01 als Öffner um dein Zündungsplus zu invertieren und das zweite T01, ein Zeitglied, in diesem Fall rückfallverzögert 0.5sek um dein Modul vom Plus zu trennen. das darf halt keinen Ruhestrom haben, da es ja ein Auto ist ;) in einem Schaltschrank sind 20mA Ruhestrom ja völlig wurscht :)

  • Klingt gut. Hoff ich komm bald mal dazu an sowas zu basteln. Ja er behält sich halt die letzten Werte für den nächsten Start. Das heißt er weißdas E85 im Tank ist und reichert den Kaltstart an. Angeblich soll das Gerät ja bis minus 20 grad beim Hubkolben funktionieren. Beim Kaltstart mit E85 werden kurze schnelle Impulse auf die Einspritzdüsen gegeben um eine bestmögliche zerstäubung zu erreichen und es wird sehr viel eingespritzt. Soweit ich weiß arbeitet Kai nicht mehr bei Tec2. Der könnte das sonst genauer erklären.


    Der Reset ist sicher nicht die beste Lösung aber denke nicht das es was schadet weil das alles sehr schnell regelt wenn es wieder in Betrieb ist und so auch schnell wieder richtige Werte hat. Nach dem Reset startet er mit einem Mittelwert zwischen E85 und Benzin womit normalerweise ein Benzin und ein E85 Start möglich ist. Mit diesem Wert startet der Rex wie er soll.


    Problem ist halt beim normalen Start ist es so fett das er den Kat fast flutet denn da hört man ihn auch bollern. Damit hab ich mir schon nen Kat zerstört. Dann lieber den Reset. Beim Hubkolben ist ein E85 Start viel problematischer aus Erfahrung mit meinen Winter BMW. Den 6-Zylinder ohne solche Tricks wie pulsen und so anzukriegen ist unter 0 grad gar net so einfach. Dort hab ich kein solches Gerät drin was ja auch ohne OBD2 nicht geht.


    Übrigens hat das tec2 Gerät eine KBA-Nummer. Damals war es soweit ich weiß das einzige Gerät welches vom Kraftfahrtbundesamt abgesegnet ist. Weiß nicht ob es heute noch andere gibt.