Naja so pauschal kann man das auch nicht sagen.Auf dem Kaff in dem ich wohne sind die Leute tatsächlich auf ein Auto angewiesen. Die nächst kleinere Stadt ist 15 km entfernt. Busverbindung ist alles andere als gut. Es würde zwar irgendwie gehen aber ziemlich umständlich. Car sharing kannste hier auch vergessen. Auch zur Fahrt zum nächsten Einkaufsmarkt braucht man hier nun mal ein Auto (das geht ja bekanntermaßen sowieso nicht zu Fuß oder mit dem Fahrrad, jedenfalls nicht wenn man einmal die Woche einkaufen geht).
Heute ist das ja leider so, warum?
Es gibt nur noch große Supermärkte auf der freien Wiese vor der großen Stadt, keine Tante Emma Läden mehr auf den Dörfern.
Es gibt keine Schulen mehr auf dem Land, sondern nur in Städten, es gibt keine Ärzte mehr auf dem Land, es gibt keine Arbeitsplätze auf dem Land, die noch attraktiv sind für die Arbeitssuchenden, weil man sich nicht schmutzig machen will und dazu noch zu wenig verdient. All dies ergibt die Gründe für "Ich bin aber doch auf mein Auto angewiesen!". Ich verurteile deswegen ja niemanden, der das sagen "muss", aber es ist meiner Meinung nach eben in den letzten Jahrzehnten die falsche Entwicklung gewesen, das es soweit gekommen ist. Auf der anderen Seite lebt man dann aber wieder gerne auf dem Land, weil man billiger bauen/wohnen kann und Ruhe und frische Luft hat. Aber das billigere wohnen "erkauft" man sich dann halt mit teurem Unterhalt eines Autos, dass man sonst vielleicht nicht bräuchte.
E-Bikes halte ich persönlich eh für sinnlose Umweltverschmutzung. Wer Fahrrad fahren will, der kann auch in die Pedale treten (wo ist das Problem?), völlig unnütz da einen E-Motor ein zu bauen.
Ich will Dir Deine Meinung da nicht nehmen, aber trotzdem hier noch ein paar Gründe fürs E-Bike:
1. Man tritt ja trotzdem noch in die Pedale. Die meisten unterstützen nur bis 25km/h. Man kann aber schneller fahren, wenn man ohne Unterstützung weitertritt. Und auch wenn man weniger Kalorien verbrennt, als auf einem Rad ohne Motor, man verbrennt immer noch mehr, als hinter dem Steuer eines Autos. Man bewegt sich an frischer Luft, bleibt gesünder und fitter (wir wollen ja schließlich auch im Alter noch ein lebenswertes Leben führen, wenn wir dann die Zeit dafür haben und die Zeit nicht bei Ärzten und in Krankenhäusern/Pflegeheimen verbringen wollen). Die Krankenkassen werden entlastet und die Sozialgemeinschaft profitiert von Beiträgen, die nicht weiter steigen müssen (niedriger werden die Beiträge eher nicht werden).
2. Wenn für viele Fahrten, die man sonst mit einem Auto machen würde (egal, welche Antriebstechnik), ein Auto ganz entfallen kann, dann ist ein E-Bike immer noch grüner herzustellen, als ein Auto. Somit weniger Umweltbelastung bedingt durch die Herstellung.
3. Wenn man regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit unterwegs ist, kann man auch anfangen Einkäufe auf diese regelmäßigen Fahrten zu verteilen, statt nur einmal die Woche den großen Wocheneinkauf auf einmal zu erledigen. Mit einem E-Lastenbike wäre das aber auch kein Problem, oder auch ein Anhänger ans Fahrrad. Das macht man mit einem Fahrrad ohne Motor wesentlich weniger gern, je nach Gelände, zurückzulegender Strecke und eigener Fitness.
4. Klar, man kann auch ohne E-Motor selber in die Pedale treten (ich zum Beispiel habe auch immer noch ein normales Fahrrad für die Freizeitfahrten (überwiegend) und eben das E-Bike für die Nutzfahrten (überwiegend)). Aber jemand, der als Rentner sich kein Auto mehr leisten kann, jahrelang gar nicht mehr Fahrrad gefahren ist und seines Alters und der langen Fahrradpause wegen auch nicht mehr die Kondition für ein normales Fahrrad hat, der freut sich über die Möglichkeit, sein Leben auf diese Art wieder mobiler und lebenswerter machen zu können. Dabei will ich noch nicht mal behaupten, dass E-Bikes nur für Ältere und Rentner attraktiv sind, sondern eben auch für Pendler, die weniger abgekämpft am Arbeitsplatz ankommen wollen. Auch bei Pendlern gilt: Gesündere Arbeitnehmer sind auch ein Vorteil für die Arbeitgeber wegen geringerer Anzahl von Fehltagen, nicht umsonst kommt immer mehr das E-Bike Leasing, das vom AG unterstütz wird.
5. Das E-Bike braucht in der Stadt einfach weniger Platz, als ein Auto.
Das sind meiner Meinung nach wirklich gute Gründe für E-Bikes.
Städte gehören für mich prinzipiell komplett autofrei gemacht. Park & Ride Parkplätze außerhalb und dann kostenlos mit Bus, auf Schiene oder per Seilbahn in die Stadt. Z.B. eine ständig fahrende Ringbahn, evtl. sogar auf einem auf Pfeilern geführten Monorail (ähnlich wie die Bahnen im Vergnügungspark) könnten hier eine mögliche Idee sein.
Ist ja schön und toll wenn Leute genug Möglichkeiten in ihrer Nähe haben um auf das eigene Auto verzichten zu können. Aber deshalb bitte nicht die anderen verurteilen die das eben nicht haben und tatsächlich auf ein eigenes Auto (oder sogar 2) angewiesen sind. Außerdem ists doch auch ok, selbst wenn jemand sagt: "Ich könnte zwar, aber ich will nicht auf ein eigenes Auto verzichten"
Das sind deshalb auch keine schlechteren oder dümmeren Menschen
Ich habe in der Tat relativ gute Möglichkeiten mit ÖPNV und Fahrrad zurecht zu kommen (obwohl die Bodenseegürtelbahn mit Verspätungen, Ausfällen und ihrer eingleisigen, nicht elektrifizierten Trasse auch so ihre Defizite hat). Ich habe aber auch geschrieben, dass ich das nicht für jeden AN so sehe, sondern nur für viele weitere wie mich ebenso, die bislang trotzdem lieber "ein Auto vorhalten" wollen/müssen. Die sind deswegen nicht schlechtere oder dümmere Menschen, aber sie haben einfach die Vor und Nachteile anders abgewogen.
Frank