Hallo,
von vielen (sogenannten) Experten wurde der Motor schon totgesagt, andere hielten ihn für ein museumsreifes Stück technischen Kulturgutes. Nur Mazda hat als einziges Unternehmen unter den Autoherstellern dem genialen Motor des Erfinders Felix Wankel die Treue gehalten und es wirklich gewagt, noch einmal ein Auto mit diesem einmaligen Antriebskonzept auf den Markt zu bringen - den neuen RX-8.
Seit ca. 3 Wochen fahre ich dieses Fahrzeug. In dieser Zeit habe ich rund 1600 Km damit zurückgelegt. Genug also, um einen ersten persönlichen Testbericht abzugeben.
Es gibt zwar keine Einfahrvorschriften mehr, doch das hat mich nicht davon abgehalten, den Motor auf den ersten 1000 KM zu schonen. Nach Kaltstarts waren max. 3000 rpm angesagt. Auf den ersten 600 KM habe ich die Nadel des Drehzahlmessers nicht über 3500 rpm hochschnellen lassen und danach lag die max. Drehzahl bei 4500 rpm. Seit dem sich die Fahrleistung im vierstelligen Bereich bewegte, ging es etwas flotter zur Sache, jedoch nicht über 7000 rpm. Das Warnsignal brauchte also noch nicht in Aktion zu treten. Es wird auf den ersten 6000 KM auch nicht der Fall sein.
Ich bin sicher, dass diese schonende Vorgehensweise zu einem langen Leben des Wankelmotors beiträgt, zumal meine diesbezüglichen Erfahrungen mit mehreren RX-7 sehr positiv sind.
Erfreulich ist die nahezu komplette Ausstattung des 170 KW-Revolution, die durch ein Schiebdach und ein Navigationsgerät ergänzt wurde. Das von einigen Besitzern kritisierte und als umständlich bezeichnete Navigationsgerät versieht klaglos seinen Dienst und ich persönlich kann diese Kritik nicht nachvollziehen.
Die Rundumsicht lässt zu wünschen übrig. Die breite C-Säule schränkt den Blick nach seitlich hinten sehr ein und die direkte Sicht nach hinten lässt das Ende des Fahrzeugs nur erahnen. Die Investition in Abstandssensoren hat sich somit als richtig erwiesen.
Der RX-8 passt wie angegossen. Die vorderen Sitze bieten einen guten Seitenhalt und ausreichende Verstellmöglichkeiten. Wer hier Platz nimmt, möchte so schnell nicht wieder aussteigen. Zunächst sehen die gummiartigen Sitzumrandungen der Lederausstattung etwas "billig" aus, doch wer den Verschleiß von Ledersitzen an den Seitenführungen durch häufiges Ein- und Aussteigen kennt, der sieht das gleich wieder anders.
Als Gegner digitaler Anzeigeinstrumente habe ich mich erstaunlich schnell an die digitale Geschwindigkeitsanzeige gewöhnt. Inzwischen ertappe ich mich dabei, dass mich diese Art der Anzeige mehr auf die Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen achten lässt.
Das Radio oder die CD-Anlage läuft bei mir immer. Dennoch sind meine diesbezüglichen Ansprüche nicht hoch angesiedelt. Ich bin eher ein Hifi-Banause. Somit ist die Bose-Soundanlage für mich völlig ausreichend.
Die 1600 KM verliefen absolut problemlos. Die im Forum angesprochenen Probleme traten bisher nicht auf. Kein Ölschaum, kein Abregeln, kein klappern irgendwelcher Teile, kein "Plätschern", keine artfremden Gerüche oder sonstige Unregelmäßigkeiten. Da gibt es also nichts zu meckern, es sei denn ich wollte den bisherigen Durchschnittsverbrauch, der bei 13,86 Liter auf 100 KM lag, als zu hoch bezeichnen. Doch mich schockt dieser Verbrauch nicht, denn als RX-7-Fahrer habe ich mich an höhere Verbrauchswerte gewöhnt. Der von Mazda als "geringer" angegebene Ölverbrauch scheint sich zu bestätigen. Bisher konnte ich keinen Ölverbrauch feststellen.
Eine leichte Durchzugsschwäche zeigt sich im unteren Drehzahlbereich. Erst ab 4000 rpm gibt sich der drehfreudige Motor durchzugsstark. Will man dies nutzen und zügig unterwegs sein, dann ist viel Handarbeit an der 6-Gang-Schaltung angesagt. Die anfängliche Steifheit der Schaltung hat sich schnell gegeben; die Gänge lassen sich inzwischen klaglos, kurz und knackig einlegen. Im Leerlauf zeigen sich geringe Vibrationen, die am Schalthebel zu spüren sind und auch bei durchgetretener Kupplung nicht geringer werden.
Die Fahreigenschaften sind gut. Lediglich der Geradeauslauf auf unebenen Straßen (Spurrillen) erscheint etwas verbesserungswürdig. Die 50/50-Verteilung der Massen macht sich besonders bei zügigen Kurvenfahrten positiv bemerkbar, wobei sich ein geringes Untersteuern zeigt. Das Fahrwerk erscheint mir persönlich etwas zu weich.
Die Bremsen packen kräftig zu und verzögern den RX-8 sehr gut. Das im Forum geschilderte "Ausbrechen" konnte ich bisher nicht feststellen, allerdings wurde ich auch noch nicht zu einer Notbremsung gezwungen.
Die Ladekapazität des Kofferraums ist ausreichend. Lediglich die Zuladeöffnung würde ich mir etwas größer wünschen.
Der RX-8 zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Immer wieder wurde ich auf das Fahrzeug angesprochen, auf Parkplätzen und an Tankstellen. Die Leute zeigten sich sehr interessiert an dem Fahrzeug und immer wieder wollten sie sehen, wie sich die hinteren Türen öffnen lassen. Natürlich führte auch die Motorisierung häufig zu Diskussionen. Leider hat sich das zu unrecht schlechte Image des Wankelmotors bis in die heutige Zeit übertragen.
Der RX-8 ist ein moderner Exot auf deutschen Straßen, so wie es die RX-7 schon immer waren. Die Bezeichnung "Sportwagen" ist meines Erachtens nach jedoch fehl am Platze. Mazda bezeichnet das Fahrzeug ja so und die Presse tut es auch. Ich tue das nicht. Für mich ist der RX-8 kein echter Sportwagen (wie es z.B. der RX-7 FD war), aber auch keine Limousine - es ist ein Zwitter, eine eigene Klasse für sich. Er verbindet die oft von der Autoindustrie missbrauchten Schlagworte "Individualität" und "Innovation". Wer einen RX-8 fährt, der macht davon Gebrauch und erliegt nicht irgendwelchen flotten Sprüchen der Hersteller.
Man mag den RX-8, oder man ihn nicht. Dazwischen gibt es nichts.
Ich mag ihn!
Ich könnte hier noch einiges berichten oder einmal einen Vergleich zum RX-7 FD ziehen, doch ich will die Geduld der Leser nicht überstrapazieren.
Gruß
WALTER HUETTENHAIN