ZitatAlles anzeigenDen Computer auf vier Rädern im Kopf
Von PETER KREMPIN
08.07.2004 07:09 Uh
Kölnische/Bonner Rundschau
ENGELSKIRCHEN. „Die Fehlerbehebung am neuen RX 8 war ein harter Brocken“, bekennt Werkstattleiter Wolfgang Höher. „Exakt 15 Sekunden vor Ablauf der Soll-Zeit haben wir den letzten von acht kniffligen Technikfehler behoben. Das war knapp.“ Aber es reichte ihm und seinem Team-Kollegen Thomas Hoff-
mann aus Karlsruhe zum Weltmeistertitel.
Erstmals wurde die so genannte MazTech unter den Technikern der Mazda-Autohäuser 2004 weltweit ausgetragen. Aus acht Nationen - darunter auch aus dem Mutterland des Herstellers Japan - waren die Zweier-Teams zum Weltfinale im Berufsbildungszentrum der Handwerkskammer Köln angetreten. Allesamt waren sie Sieger oder Zweitplatzierte in den vorausgegangenen Landeswettbewerben. Allein Höher hatte zwischen 2000 und 2004 sämtliche Deutschen und Europa-Meisterschaften gewonnen.
Der seit 1990 im Mazda Autohaus Wedding in Engelskirchen-Grünscheid tätige 42-Jährige wohnt seit 15 Jahren in Kürten. „Wenns heute Probleme mit einem Auto gibt, dann liegts praktisch immer an der Elektronik“, meint der gebürtige Kölner. „Und da habe ich vielen Kollegen voraus, dass ich zunächst Kfz-Elektroniker lernte. Das ist eine gute Grundlage, denn ein Auto ist heute ein Computer auf vier Rädern.“ Leistungsfähiger als eine Apollo 12 Raumkapsel.
Bereits eine Frage aus der ersten, schriftlichen nationalen MazTech-Runde lässt ahnen, was Höher damit sagen will: „Was passiert, wenn Sie am Mazda 323 BA im Stecker X08 das gelb-grüne Kabel entfernen?“ Was so simpel klingt, bringt so manchen allzu handwerklich orientierte Kfz-Mechaniker zum Grübeln.
Zur Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft ließ sich Wolfgang Höher für vier Wochen durch die Mazda Deutschland-Zentrale in Leverkusen einen nagelneuen RX 8 in die Grünscheider Werkstatt stellen. „Den habe ich komplett zerlegt. Jeden Tag über Stunden die Kabelstränge und die mit ihr verbundenen Funktionen geprüft.“ Selbst an Feiertagen zog er den Blaumann nicht aus. Das brachte ihm eine sanfte Drohung seiner Frau Claudia ein: „Wenn du den Wettbewerb nicht schaffst, schläfst du künftig in der Garage.“
Weshalb sich das Team Höher / Hoffmann sogar gegen japanische Konkurrenz, die im Mazda-Hauptwerk trainiert wurde, durchsetzte, erklärt Höher sich so: „Japanische Techniker arbeiten sehr gewissenhaft. Aber nie schnell. Die gehen den Diagnoseplan systematisch nach dem Handbuch durch. Das kostet Zeit. Wir haben den Schaltplan im Kopf. Für uns geht es nur noch darum, die Funktionsstörung an den Kabelsteckern zur Messung einzugrenzen.“
Zur Weltmeisterschaft darf Höher nicht noch einmal antreten. Aber im September wird er zur Anerkennung mit Team-Kameraden und Trainer für zehn Tage durch den Südwesten der USA reisen. Ganz gemächlich und natürlich in einem Mazda. „Hoffentlich ohne Panne“, lacht Höher. „Denn ohne Diagnosewerkzeug bin ich genau so aufgeschmissen wie meine Kunden.“
Gruß Rotaminator